Eingelulltundabgehakt:WieTätervertreterihreHeimopferabservierenwollen

Teil1: Verbrecheninder diakonischenWaschmaschine:bagatellisiertundweichgespült

DierkSchäferaus BadBoll,Pfarrerim Ruhestand,erhielteineE-Mailundgehtinseinem Blogdaraufein (1).Im BetreffdieserE-Mailistlediglichder Begriff„Sülze“zulesen.Ihm wurdeeinLinkzugesandt,derzurHomepageder „DiakonischenStiftungWittekindshof“ führt(2).Schäferfragtsich,woaufdieserHomepageseitederE-Mail-Absender„Sülze“ ausgemachthatundstudiertindiesemZusammenhangdasGeleitwortdes Stiftungsleitersder

BehinderteneinrichtunginBadOeynhausen(3),Prof.Dr.DierkStarnitzke(4)zumBuch:„Als wärenwirzurStrafehier –Gewalt gegenMenschenmit geistiger Behinderung–der Wittekindshofinden1950erund1960erJahren“(5).

Schäferstelltfest,dassStarnitzkeinseiner„AufarbeitungderGeschichte“(2)„insehr deutlicherSprachedieschlimmenErlebnissederehemaligenHeimkinderanprominenter Stelle“benennt.Schäferweiter:„InIhremGeleitwortnennenSiedagegenzunächstdie damalsallgemeinschlimmenVerhältnisseundder Leser fragtsich,wermehrzubedauernist, dasPersonaloderdieKinder.WasSienirgendwoerwähnen,istdie Behandlungder HeimkinderfragedurchdenRundenTisch,dievonBeginnanaufÜbervorteilungauswar. Dasist vielfachbelegt,docheswurdesouveränignoriert.DieHeimträgerargumentierten zunächst,manwolledem RundenTischundseinenErgebnissennichtvorgreifen,um nach dem Schlußberichtdaraufzuverweisen,daßman ja nunseinenAnteilindenFondseinzahle. KeinWortüberRegelungenimAusland,keinWortüberdieFirmen,dievonder Zwangsarbeit profitierthaben,keinWortüberdieasymmetrischeMachtverteilungam

RundenTisch.WennSieinIhrerStellungnahmeum Verzeihungbitten,erscheintdaseherals

WunschnachbilligerGnadeundmußfürdieehemaligenHeimkinderwie Gesülzeklingen.“

Im Juli2011hatteichGelegenheit,unterdem Titel „GutesHandwerkzweierHistoriker–im WeißwaschgangdesStiftungssprechersDierkStarnitzke“dasGeleitwortdesStiftungsleiters dem Buchinhalt gegenüberzustellen(6).

IchmöchteimerstenTeil dieserAbhandlungder Fragenachgehen,obesindenGeleitworten undaufdenHomepageskirchlicherEinrichtungeneinegewisseSprachregelunggibt.Im zweitenTeil werdeichdieEntschuldigungendarstellenundaufzeigen,welcheÄhnlichkeiten indenFormulierungenbestehen. Im drittenTeil sollaufzeigtwerden,welcheKonsequenzen dieEinrichtungenausihrenVerlautbarungengezogenundwiesieihreEntschuldigungen bisherumgesetzthaben.

VerbrecheninderdiakonischenWaschmaschine:bagatellisiertundweichgespült

IndenGeleitwortenwerdendieVerbrecheneher umschrieben.

PastorUlrichPohl,VorsitzenderdesVorstandsundAnstaltsleiterderv.BodelschwinghschenStiftungen Bethel,vollziehtinseinemGeleitwort(7)zum Buch"EndstationFreistatt- Fürsorgeerziehungindenv. BodelschwinghschenAnstaltenBethelbisindie1970erJahre"(8) ehereinWeichspülender VerbrechenunterseinemDachindenNachkriegsjahrzehnten:„ZumehrlichenUmgangmit unsererGeschichtegehörtaberauchderselbstkritischeBlick aufschwierigeZeitenundSchuldverstrickung.BeispieledafürsinddieAufarbeitungvonZwangsarbeitund ZwangssterilisationinBethel.“Ersteinige Zeilenspäternähertersichdes PudelsKern:„DieFürsorgeerziehunginden1950erund1960erJahren

geschahauchinden BethelerEinrichtungenineinemSystem,dashäufigvonGewalt, EinschüchterungundAngst geprägtwar.“

Inseinem„GeleitwortzurzweitenAuflage“lobterdas Buchüberden grünenKlee(ohnedie aufschlussreiche,zutreffendeundwichtigeRezensionvonDr.Carlo Burschelunterdem Titel

„’EndstationFreistatt’oder‚Papieristgeduldig,dasLebennicht’“gelesenzuhaben(9))und betontdieWichtigkeitdes Buches fürdieOpferseinerEinrichtung:"GeradeausihremKreis erreichtenunsvielepositiveRückmeldungenzudemBuch.Tenordermeisten Rückmeldungenwar: endlichist esmöglich,sowohlinunserenFamilienwieauchöffentlich überunsereKindheitinEinrichtungenwie Freistattzusprechen.Endlichwerdenwirgehört. Endlichwerdenwirernst genommen."

AuchdasVorwortderEvangelischen StiftungVolmarstein(10)ausder FedervonPfarrer JürgenDittrichklingteherwieeinleisesWasserplätschern,dasvoneinemkleinen Wasserfällchenhierunddaunterbrochenwird:„MitdiesemBuchwirdeindunklesKapitelin derGeschichteunsererEvangelischenStiftungVolmarsteinaufgeschlagen.Dieszu erkennen, wareinmühsamerWeg.“ DieklareAussage:„WirwurdenzuVerbrechernanKlein-und Schulkindern“fehlttrotz deserdrückendenMaterials,dasdieHistorikerWinklerund

SchmuhlinihremBuch "Gewaltinder Körperbehindertenhilfe-DasJohanna-Helenen-Heim inVolmarsteinvon1947bis1967"(11)zusammengetragenhaben. BevordieEvangelische StiftungVolmarsteinsichzuderFormulierungdurchringt,diewenigstensandeutungsweise das Ausmaßder Verbrechenerahnenlässt,„KinderundJugendlicheindiesemHauswaren ÜbergriffenvonMitarbeitendenausgesetzt,dieeigenmächtigeinem falschverstandenen pädagogischenVerständnisnacheiferten;essah BestrafunginübelsterWeisevorundließdie WürdeunddieAchtungvordem Mitmenschenvölligaußer acht“,schiebt sieeinen verräterischenSatzvorundwäschtdamitdieschmutzigenHändederunterlassenen HilfeleistungundAufsichtspflichtderAnstaltsleiterHansVietorundErnst Kallerein:„Die damaligenVerstößestellennachheutigerErkenntnismassivesFehlverhaltendar.“Der WebmasterderHomepage genanntenBuches aufderHomepagedieinfragekommendenjustiziablenVerbrechen aufgelistet.Demnachist fürdieArbeitsgruppeunstrittig,dassessichbeidenGräueltatenum

„StraftatengegendiekörperlicheUnversehrtheit(§§223-§231Strafgesetzbuch)handelt.Hier kommeninsbesonderefolgendeParagrapheninFrage:§§176,177,179,180,225und226. (12)“

ZwargehtDittrichaufdasVersagenderAnstaltsleiterein:„AuchdieLeitunghatnicht angemessenreagiertundistihrerVerantwortungnicht gerecht geworden.“Sofortfügt er jedochrelativierendan:„Danebenhat es auchdamalsMitarbeitendegegeben,dieIhnen zurSeite gestandenundIhnensoauchvielleichtmancheHilfestellunggegebenhaben.“ DiekompletteWahrheitistumfangreicher.DiesenMitarbeiternwurdenämlichnicht geglaubtundeinem sogarnahegelegt,seineAnschuldigungen,dieerinseinem Praktikumsbericht(13)erhobenhatte,zurückzunehmen,andernfallserKonsequenzenzu erfahrenhabe.

EinbesonderesSchmankerlverschleierischerFormulierungskunstbietetderVorgängervon JürgenDittrich,PfarrerErnstSpringer(verstorben)den Lesernseiner„Volmarsteiner Erklärung“vomJuni2006(14):„Wirbedauern,jetzt erstaufgrundderaktuellen Thematisierung– fürvielenichtmehr Lebendezuspät– aufdiesen ‚weißenFleck aufder LandkarteunsererAnstalts-bzw.Stiftungsgeschichte’,der gegenüberdenanderenHeim-und LehrwerkstättenunsererStiftungoffensichtlichein ‚schwarzer’war,gestoßenzusein.“(15)

ÜberdasGeleitwortdesLeitersderBehinderteneinrichtungWittekindshof(4)habeich michbereitsan andererStelleausgelassen.ZudiesemGeleitwortschreibtDierkSchäfer passend:„In IhremGeleitwortnennenSiedagegenzunächstdiedamalsallgemeinschlimmen Verhältnisseundder Leserfragtsich,wermehrzubedauernist,dasPersonaloderdie Kinder.“ (1)

„AusheutigerSicht“sindauchfürStarnitzkediedamaligenVerhältnissenichttragbar, allerdingsverweisterauf einenbesonderenWandelimUmgangmit Behinderten:„Dabeiist allerdingszubeachten,dassMenschenmit Behinderungennunimmerhininihren elementarsten Lebensbedürfnissenversorgtwurden,währendsienochwenigeJahrezuvorin derNS-Zeitinstaatliche EinrichtungenverlegtunddortingroßemUmfanggetötetoderdem Sterbenüberlassenwurden.Dasbetrafaucheinen großenTeil der Bewohnerinnenund BewohnerdesWittekindshofes.Insofernhandeltessichbeider Behindertenhilfeder1950er und60erJahretrotz allerproblematischenSeitenauchum eineelementare LeistungderHilfe zum Leben,diezunächsteinmalgrundsätzlichgewürdigtwerdensollte.“(4)

DasWort„Verbrechen“oderein andererbezeichnenderBegrifffürdieGewaltinseiner

Einrichtungfehlt.ZudiesenVerbrechenhabeichanandererStelle(6)einBeispielgenannt:

„VorsechsWochenseiPflegerC.nachtszuihm indas Bettgekommen,habeihnanseine Geschlechtsteilegefasst,sichaufihn gelegtundihm gesagt,währendersichsträubte,ersolle ruhigsein, ermüssedasdochauchlernen.Trotz seinesWiderstandeshabe erihnaufden Bauch gelegtundihm seinGeschlechtsgliedindenAftereingeführt.Erhabesichnicht frei machenkönnen,daC.seineBeinemit denseinen eingeklemmthabe;hierbeisei erauchnass geworden;hinterherhabe ererbrechenmüssenundheftigeBauchschmerzengehabt.“Diese VergewaltigungundandereVerbrechenunterevangelischem/diakonischemDachfindenim GeleitwortkeineReflektion.

WerfenwirzurAbwechslungeinenBlickaufdieVerbrechenaufkatholischerSeiteund beleuchtenauchdortdieVersucheder„Reinwaschung“àlaPontiusPilatus.AlsBeispiel seienhierdieBrutalitätenvonOrdensschwesterngenannt(16).DazuDierkSchäferineinem Blog-Eintrag(17):

„Leidvondenen,diesichchristlichenGebotenverschriebenhaben“

„Wie aberkonntesolchesLeid–Gewalt,Hunger,Demütigung–geradevondenjenigen ausgehen,diesichdenchristlichenGebotenwiederNächstenliebeundSanftmutverschrieben hatten? SaraBöhmer,GeneralpriorinderDominikanerinnenvonBethanien, versuchteine Erklärung:Die geringenMittel–zweiMarkproTagproKind–,derhoheDruckder Betreuerinnenwegender vielenKinderproPersonunddiedamaligenVorstellungen,dass FrauenperseguteMütterseien,weilsiealsMüttergeborenwurden,seien Erklärungsansätze.

‚AbernatürlichistdaskeineEntschuldigung.’“(zitiertaus16)

Schäfer:„DiesistnichtnurkeineEntschuldigung,sondernauchkeineErklärung.Esgabin dieserZeitvieleFamilien,dieinArmutlebten,aberihreKindermußtennichtin einer AtmosphärederAblehnung,desHassesundder Mißhandlungaufwachsen.DieMütterdieser Kinderwarenauchnichtpädagogischausgebildet.Abersiehatten (inderRegel)ihre Kinder ganz einfachlieb.“

ZurückzudenevangelischenEinrichtungen.

PastorinJuttaWendland-Park,VorstandsvorsitzendederRotenburgerWerke,wirdlaut

„Evangelisch-lutherischeLandeskircheHannovers“onlinesowiedergegeben:„Auchinden RotenburgerWerkenhabeesFällevonUnrecht gegeben,dienichtverheimlichtwerden sollten.“(18)Entsprechendseichtfällt auchderTitel ihresBuchesüberdieZeit der Einrichtungnach1945aus,indem dieVerbrechenanden Behindertenin276Seitenfast untergehen:„GeschichteundGeschichten-DerWegderRotenburgerWerkeder Inneren Missionvon1945ins21.Jahrhundert“(19).Laut„AbstractdesGeschichtsbuches“(20)

findensichindenGeschichtenerstamEndedie„schlimmenErinnerungenanDemütigungen,

SchlägeoderharteArbeit“wieder.AllerdingsfehltauchnichtderHinweis:„Die aufgeschriebenenZitateder Zeitzeugensindnichtüberarbeitetoderhinterfragtworden,sie stehenfürdiepersönlicheErinnerungder Befragten.“

AufderHomepagederRotenburgerWerkefindet manziemlichverstecktunterdemLink

„Überuns“unddem Unterlink„Geschichteerfahrbarmachen“(21)dieFeststellung:„Beiden Recherchenund BerichtenvonZeitzeugenstelltsichimmerwiederheraus,dassdie Anwendungvon ZwangundGewaltimUmgangmit Menschenmit Behinderungnichtnurin Einzelfällenauftrat.“

Manmussganz tiefimArchivderHomepage(22) graben,um wenigstenseinige Beispiele derGewaltindenNachkriegsjahrzehntenzulesen.Wendland-ParkimArtikel„Zeit ab1945 imFokus“(23):„Auchindendamaligen‚RotenburgerAnstalten’sindnachdem Zweiten WeltkriegZwangundGewaltimUmgangmit Menschenmit Behinderungenaufgetreten.“ DiePressemitteilungistgeschwängertvonderwiederholtenBetonung,dassdieEinrichtung den BetroffeneneinoffenesOhrbietet:„...aber wirwollendenMenschendieMöglichkeit geben,über erlittenes Leidzusprechen.“Die„ChefinderWerke“:„Wirhabeneinoffenes

OhrfürdieMenschen,diesichbishernichtgewagthaben,etwasdazuzusagen.“Die„Chefin derWerke“weiter:„Die Menschenmöchtengehörtundmit dem,wassiesagen,ernst genommenwerden.“SolcheFormulierungenimZusammenhangmit den Heimkindernziehen sichdurchdiegesamteDiakonieundweitdarüberhinausbiszurEvangelischenKirchenspitze inpersonavonRatspräsidentNikolausSchneider.Siesindaberauch aufderkatholischen

Seiteunzähligzu finden.

In einerPressemitteilungvom24.02.2011(24)wirddasdiakonischeUnternehmenetwas konkreter.EinZeitzeuge soll gesagthaben:„WennwirdieWeihnachtsvorbereitungender Mitarbeiterbelauschenwollten,dannhabendieunsmit Fußschnallenam Bett festgemacht.“ Ein anderer:„NachdemEssenmusstenwirbisdreiUhrdenKopfaufden Tischlegen,damit dieSchwesterMittagsruhehaltenkonnte.WennjemanddenKopfhob,wurdedermit einer Scherewiederruntergedrückt.“

Beidem „ProjektBuch“ derRotenburgerWerke macht auchdasOpferKlausBrünjesmit.In einerPressemitteilung(23)gibterzuProtokoll:„Eswarnichtimmeralleshell,aberauch nichtimmerallesdunkel.“AucherverteiltStreicheleinheiten:„Ihmgeheesbeidem Buch nichtnurum Gewalt,dieesgegebenhabe,sondernum dieGeschichtealssolche.Und genau diestoßebeidenMenschenauf großesInteresse.“

DieseAussagenverkörpernehnurdiehalbeWahrheit.Brünjesliefertinder„Rotenburger Rundschau“(25)einenweiterenTeilderWahrheit: "’Wirwarenihnenausgeliefert.Die Willkürwarinmanchen Bereichengroß.’EineNachtwachehabeihnzusammengeschlagen. SeineSchilderungvomDuschenerinnertaneineViehherde,wennsich24 Kinderin einem engenRaum unterfünfDuschköpfennacktdrängelnmussten.... Insbesondere

schwerstbehinderteKinderundJugendlicheseien vonMisshandlungenundauchvon sexuellenÜbergriffenbetroffengewesen.‚DiehabendiemeistenPrügelbekommen.’Brünjes unterscheidet:‚DaswarnichtdieoffiziellePolitikdesHauses.Dochinden großenGruppen mit biszu50Menschengingeszuwiebeim Militär.’VielePflegerhätten ihreMacht ausgenutzt.AufmüpfigeJugendlicheseieninZellengesperrtworden,um siegefügigzu machen.ErhabedamalsunterdenErziehern‚vieleNullenerlebt’.AuchdieDiakonissenaus dembenachbartenMutterhaushättenmisshandelt."

DemnächstTeil 2:Entschuldigungsgestammel–DerEiertanz um dieWahrheit

DemnächstTeil 3: Abgewimmelt:DerVerweisaufdenRundenTischHeimerziehungund kosmetischeWiedergutmachungsversuche

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Teil2:Entschuldigungsgestammel–DerEiertanz umdieWahrheit

WerGewaltunddieVerbrechennichtbenennenkannundwill,sierelativiert,verharmlost, beschönigtundunvollständigdarstellt,wirdnichtdazuinder Lagesein,glaubhafteWorte einerEntschuldigungzu formulieren.Sosinddennauchdiemirvorliegenden

„Entschuldigungen“zueinem GestammelundzuhohlenPhrasenverkommen.

"Sostehtmit ErscheinendiesesBuchesaußer Frage,dassunterdemNamenBethelsjunge Menschenunterden BedingungendesHeimlebensgelittenhaben.Dafürbitteichim Namen Bethelsin allerFormumEntschuldigungundvonHerzenum Vergebung!"SoPastorUlrich Pohl,VorsitzenderdesVorstandsundAnstaltsleiterderv.BodelschwinghschenStiftungen Bethel indem Geleitwort(1)zum Buch„EndstationFreistatt– Fürsorgeerziehungindenv. BodelschwinghschenAnstaltenBethelbisindie1970erJahre“(2).

Esbedurftealsoersteines Buches,um zu erkennen,dassdasHetzenvonHundenauf jugendlicheZwangsarbeiterimMoorunddasGefügigmachenmit NikotinGewalttaten darstellten? Dr.Carlo BurschelinseinerRezensiondes BucheszudieserEntschuldigung:

„WenndieOpfernur‚in allerForm’um Entschuldigunggebetenwerden,aber‚vonHerzen’ um Vergebung,dannerscheintdasbeigenaueremhinschauenals ‚kaltesKalkül’,zumal das VorwortohnepersönlicheAnsprachederOpferauskommt.DenndaswirdderHerrPastor sicherlichwissen,Vergebungistnurmöglich,wennmansichaufrichtigum die MöglichkeitenderWiedergutmachungbemüht.DochschondasWortsuchtmanvergeblich.“ (3)

ÄhnlicheFormulierungenfindetauchPfarrerJürgenDittrich, LeiterderEvangelischen StiftungVolmarstein inseinerEntschuldigung:„FürdieEvangelischeStiftungVolmarstein kannichmich aufdiese Weisenurmit tiefem Bedauernund großerBetroffenheitdafür entschuldigen,dassSieinder genanntenZeit Repressalienausgesetztwaren,wiesieinder Dokumentationnachzulesensind.“(4)

VordieserEntschuldigungsformelfindetsicheinganzesKapitelRechtfertigungenund Beschönigungen.Auszug:„NachdemnunmehrdieWissenschaftlerProfessorDr.Schmuhl undFrauDr.WinklerdieEreignisseunddieSituationimJohanna-Helenen-Heiminden50er und60erJahrenuntersuchthaben,liegtdasErgebnisvor.“PfarrerDittrichverschweigt,dass die„FreieArbeitsgruppeJHH2006“bereitsfünfMonatevorherihrenBerichtmitInterviews undDokumenteninsInternetgestellthat.DerBerichtist aufderHomepage finden.(5)

Dittrichweiter:„...FürKinder,diedamalsimJohanna-Helenen-HeimlebtenundzurSchule gingen,waresimWesentlicheneinesehrschlimmeZeit....DiedamaligenVerstößestellen nachheutigerErkenntnismassivesFehlverhaltendar....“.PfarrerDittrichwillbisdatotrotz zahlreicherGesprächeundihm zugesandterDokumente,trotz angeblichereigener Erforschung,dieinder„VolmarsteinerErklärung“(6)seines VorgängersErnstSpringer mündetundtrotz derHinweiseder FreienArbeitsgruppeaufstrafrechtlichrelevanteTatenin ihrerAusarbeitungerstbeiErscheinendes Buches erkannthaben,dassdie„Verstöße“(welch einedieOpferverhöhnendeBeschreibungderVerbrechen)„nachheutigerErkenntnis massivesFehlverhalten“darstellen.

Dittrichweiter:„Essah BestrafunginübelsterWeisevorundließdieWürdeunddieAchtung vordem Mitmenschenvölligaußer acht.“ DabeilässtDittrichzahlreicheVerbrechen, psychischeGrausamkeitenundverbaleGewaltvölligaußenvor,dieihm durchdieAuflistung derArbeitsgruppesicherbekanntwaren.(7)

MitderFormulierung„AuchdieLeitunghatnichtangemessenreagiertundistihrer Verantwortungnichtgerecht geworden“umschreibtPfarrerDittrichebenfallsnochvorder EntschuldigungsformeldasvölligeVersagenderimHausstationiertenAnstaltsleitung,die dasKindergeschreigehörthat,unddievölligeMissachtungderAufsichtspflichtder Hausleiterin.

Dittrichschrecktnichtdavorzurück,einenRettungsankerzuwerfenundauch„gute“ Mitarbeiteraufzufahren:„Danebenhat esauchdamalsMitarbeitendegegeben,dieIhnenzur Seite gestandenundIhnensoauchvielleichtmancheHilfestellunggegebenhaben.Aber leiderwarenesnurwenige,unddienegativenErlebnissewarenprägender.“Esistpositiv, dasserselbsteinräumt,dassdieZahl dieserMitarbeiter,diefürdieKinderzweifellosein Segenwaren,mehr alsbescheidenwar.Diemeistenvonihnenhatdie„FreieArbeitsgruppe

JHH2006“ihmperHomepagequasiaufdem Silbertablettserviert(siehe alsBeispielden PraktikumsberichtdesDiakonenschülersJochenTwer8).AmRandebemerkt,waren MitarbeiterundMitarbeiterinnen,dieüberdieGewaltaufden Kinderstationeninformierten, starkenRepressalienausgesetzt.Meistwurdensieabgewimmelt,wieindem Berichtder ehemaligenDiakonischenHelferinChristelFlügge(geb.Reuter)zulesenist.(9)

EbenfallsnochvorderEntschuldigungsformelsolldergeneigte Leser Verständnisfürdie schwierigenUmständeaufbringen:„DassdamalsdieLeitungderStiftungin finanziell angespannterZeit aufdieZuweisungvonöffentlichenMittelnwartete,umdurcheinen NeubaudieschlechtenräumlichenVerhältnissezuverbessernundzuüberwinden,erklärt vielleichtmanches.AberdiesentschuldigtnichtdiebedrückendeSituation,wiesiein Einzelschilderungenbeschriebenwird.Hierhättees andereLösungengebenmüssen.“Durch ständigeWiederholungenwirddieUnwahrheitauchnichtwahrer.Die Arbeitsgruppehat unter anderemdokumentiert,dassdieVerpflegunginden anderenAnstaltshäuserbeiweitem besserwar,alsdiederKinderdesJohanna-Helenen-Heims.SelbstdasPersonalder KinderstationenbekamqualitativbesseresEssen.EswaralsoGeldda.Die Evangelische StiftungVolmarsteinsolltesichzuderErkenntnisdurchringen,dassdieKindervondamals als„unnützeKostgänger“mitgeführtwurden.

Fast eineKrönungseinerEuphemismenstelltDittrichsEntschuldigungfürdiejahrzehntelang verschluderteanstaltsinterneAufarbeitungdar:„DassMitteder90erJahreHinweisenauf dieseMissständeimJohanna-Helenen-Heimnursehrzurückhaltendnachgegangenwurde, kannichmirnursoerklären,dassdieZeit fürdie Aufarbeitung,wiesiejetzt geschehenist undgeschieht,nochnichtreifwar.“DieseHinweisegabesseit1964immerwiederund wurdenvonderjeweiligenAnstaltsleiternbewusstignoriert.RudolfLotzeverweigerte regelrechtdieKonfrontationmit derVergangenheitseinerbeidenVorgängerErnstKalleund HelmutVietorinSachenVerbrechenanwehrlosen,behindertenKlein-undSchulkindern.

DieEntschuldigungistübrigensauchin einem Briefzu finden,denPfarrerDittrich,allerdings laut seinemBekundenaufgrundfalscherUmsetzungseinerAnordnungen,andie„Sehr geehrte[n]DamenundHerren“,alsoandieOpferderEinrichtung,schickte.(10)Der

VerfasserdiesesArtikelhatdennauchdieAnnahmederEntschuldigungverweigertund kritisiert.(11)

DerLeiterderdiakonischenStiftungWittekindshof,Prof.Dr.DierkStarnitzke,verzichtetin dem Buch„’AlswärenwirzurStrafehier’-GewaltgegenMenschenmit geistiger Behinderung–derWittekindshofinden1950erund1960erJahren“(12)aufeine Entschuldigung.Diesistdarumunverzeihlich,weilwahrscheinlicheinige Opfererstmitdem BuchaufdiesenVersuchvonVergangenheitsbewältigungaufmerksam gemachtwerdenund darummöglicherweisevomStiftungsleiterselbstkeineschriftlicheEntschuldigungerhalten haben.Außerdemstehtes einerEinrichtung,dieinihremschwarzenBuch beispielsweiseeine schlimmeanaleVergewaltigungdokumentiert,gutan,sichunablässigfürdiese verbrecherischeZeit zuentschuldigen.Auszugausdem Buch:„Vorsechs WochenseiPfleger C.nachtszuihm indasBettgekommen,habeihnanseineGeschlechtsteilegefasst,sichauf ihn gelegtundihmgesagt,währendersichsträubte,ersolleruhigsein, er müssedasdoch auchlernen.Trotz seines Widerstandeshabeerihnaufden Bauch gelegtundihm sein Geschlechtsgliedinden Aftereingeführt.Erhabe sichnichtfreimachenkönnen,daC.seine Beinemitdenseineneingeklemmthabe;hierbeisei erauchnass geworden;hinterherhabeer erbrechenmüssenundheftigeBauchschmerzengehabt.“(13)

WerdieHomepagederStiftungWittekindshof(14)anklickt,findetzunächstnichtsüberdie schwarzeVergangenheitderEinrichtungundschongarnichteineEntschuldigungandie Opfer.AuchdieEingabederBegriffe„Heimopfer“oder„Verbrechen“führenzukeinem Resultat.ErstderBegriff„Gewalt“zeigt einige LinksimZusammenhangmit diesemdüsteren Kapitel.(15)AnsonstenmusssichderSuchendewiefolgtdurchdieHomepageklicken:Auf derBegrüßungsseite Button„DerWittekindshof“klicken, dort lohntsichnichtetwa einKlickaufden Button„Geschichte“,weilunterihm nurein ZweizeilerzudiesemThema„GewaltimWitttekindshof“zu findenist.Auchder Button

„Aufarbeitungder Geschichte“offenbartkeineEntschuldigungsformel,sondernpreistnurdas Buchan. Nur,werdiese Seite ZeilefürZeilestudiert,kommtinderunterstenZeilezuder Schaltfläche„Anerkennung-Bitteum Verzeihung-Unterstützung-Abbauvon Exklusionssystemen“,dieendlichzuderSeite(16)mit derEntschuldigungsformulierung durchDierkStarnitzkeführt:

"Bitteum Vergebung.AlsPfarrerweißich,dassmanmit diesemWortvorsichtigumgehen sollte.UndnichtskannsobilligseinwievorschnelleoderhalbherzigeBittenum Vergebung. Nunist allerdingsklar,dassMenschenimWittekindshofgroßesUnrechterleidenmussten. DeshalbbitteichdieseMenschenim NamenderDiakonischenStiftungWittekindshofhiermit ausdrücklichum Vergebung.ObdasGeschehenejemalsvergebenwerdenkann,müssendie Betroffenenentscheiden.WahrscheinlichwirddaseinlangerWegsein,den mangemeinsam gehenmussundandessenEndevielleicht,wennesgutgeht,Versöhnungstehenkann.“

DiesesVersteckenderEntschuldigungkannnureinenSchlusszulassen:Sieistnichternst gemeint,eherpeinlichfürdieEinrichtungundsolldarumverstecktwerden.PfarrerDierk SchäferhatdiepassendenWortedazu gefunden:„WennSieinIhrerStellungnahmeum Verzeihungbitten, erscheintdaseher alsWunschnachbilligerGnadeundmußfürdie ehemaligenHeimkinderwieGesülzeklingen.“(17)Anders,alsinseinemGeleitwortzum BuchfindetStarnitzkeaufderHomepageseinerEinrichtungklareWortefürdieVerbrechen unterseinemDach,auch wennerdenBegriff„Verbrechen“,derverschiedentlichdurchaus zutrifft,meidet:„ManchevonihnenwerdendabeiauchErfahrungenvonGewaltund Misshandlunggemachthaben,dieihreMenschenwürdeoftnachhaltigverletzthaben,z.B.: (schwere)Körperverletzungen(Schlägemit Riemen, Bügeln, Besenstielundanderen Hilfsmitteln;sexualisierteGewaltbishinzurVergewaltigung;Medikamentengaben,dienicht derindividuellenTherapie,sondernderRuhigstellungzurVereinfachungder organisatorischenAbläufedienten;FreiheitsentzugdurchEinsperrenimso genannten Besinnungsstübchen;Demütigungen(z.B. BloßstellenvonBettnässern,Abschneidender KopfhaarealsStrafe);VerletzungdesBriefgeheimnisseseinschließlichvorenthaltenvon Briefen;VorenthaltenvonBildungs-undEntwicklungsmöglichkeitenusw.“(16)

DieseOffenheitist außergewöhnlich,sonstnirgendsbei anderenEinrichtungenzu findenund darumwenigstensderVersucheiner glaubhaftenEntschuldigungsformulierung.

AndieserStellewiedereinBlicküberdenTellerrandhinzurkatholischenSeite.SaraBöhmer vomOrdenderDominikanerinnenentschuldigtsichfürdieGewaltinden„Bethanien Kinderdorfern“so:„Wirsindnichtunfehlbar,undwoes angebrachtundmöglichist,bitten Schwesternum VerzeihungfürempfundenesUnrechtundunguteErlebnisse.“Zuvorplaudert sieverständnisheischendüberihreKindheit:„Ichselbstbin1959geboren,undichkenne

kaumjemandeninmeinerGeneration,derohnekörperlicheGewaltin FamilieundSchule aufgewachsenist.“ (18)WurdendieKindernicht inden BethanienKinderdörfern aufgenommen,um sievorebendieserGewaltzuschützen?

DieRotenburgerWerkesindganz fix inSachenunverbindlicherEntschuldigung.Im

InternetfindetmaneinenLinkzu einerStellungnahmegegenüberdem epd (19).Dortheißt es lapidar:„WoimmerUnrecht geschah,entschuldigenwirunsvon ganzemHerzen.“Werden KontextdieserAussagenichtmitbekommt,könntemeinen,PastorinJuttaWendland-Park entschuldigtsichfürdieUngerechtigkeitenanFrauenim Sudanoderanmissliebigen PolitikerninderUkraine.DabeiistdieLattederVerbrechen,wieimerstenTeil der Abhandlungaufgezeigt,beachtlich.„Auchinden RotenburgerWerkenhabeesFällevon Unrecht gegeben,dienichtverheimlichtwerdensollten“,lässtsiedenepd wissenund verweistauf einBuch.In der„KurzfassungderAufsätze“(20)wirdsichtbar,dassdieses verbrecherischeKapitelimBuchehereineuntergeordneteRollespielt.

Abschließend einBlickaufdieEntschuldigungsformel deroberstenKirchenleitungund derLeitungderdiakonischenWerke.Am11.September2011wurdeinderBerliner FriedrichstadtkircheeinegemeinsameErklärungvorgetragen:„Esbeschämtuns,dassdie Atmosphärein evangelischenHeimenoftnichtvomGeistchristlicherLiebegeprägtwar. DamitsindKircheundDiakonieschuldiggeworden–vordenen,dieunsanvertrautwaren, undvorGott“,soSchneiderundStockmeierlautepd.(21)Schneiderweiter:„ImNamender EvangelischenKircheinDeutschlandundim NamendesDiakonischenWerkesder EvangelischenKircheinDeutschlandbittenPräsidentStockmeierundichdiebetroffenen Heimkinderfürdasin evangelischenHeimenerfahreneLeidum Verzeihung“.

IchersparemireineAnalysedieser Formel,dieauchin einer„ErklärungvonKircheund

DiakoniezurSituationvonKindernundJugendlichenin evangelischenHeimenvon1945bis

1975“zu findenist (22).

PfarrerDierkSchäferhatumgehendnachdieser„Entschuldigungsshow“diepassendenWorte gefunden:„Siehabenesauch gekonntgeschafft,lauterKauteleninIhreEntschuldung einfließenzulassen.Da wurdeder Zeitgeistwiedereinmal angesprochen,diewidrigen Umstände–undschließlichwarenesjaimmernur ‚Fälle, einige,diehäufig,vielfach’so gelittenhaben,daß‚esengagiertenMitarbeitenden[zwar] gelang,eineAtmosphäreder Warmherzigkeitherzustellen,[esaberdennoch]keinAusgleichfürdieMängel[war],unter denenKinderundJugendlichelitten’.SohabenSieesverstanden,sehrgeehrterHerr Ratsvorsitzender,voneinem Abschnittzum andernausderWeise,‚denWillenderKinderzu brechen’,nämlich‚oftaufmenschenunwürdigeWeise’,schlichte ‚Mängel’zumachen.Und ganz fulminantderSchlußIhrerRedevorder Bitteum Entlastung.‚DerProzessder AufarbeitungunddieSuchenacheinem angemessenenUmgangmit dem erfahrenenLeid

sindAusdruckdessen,dasswirunserVersagenerkennen.’Quoderatdemonstrandum!Genau daswarzubeweisen–undSiehabenes fürunsereKirche glänzendinszeniert.“(23)

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Teil3:Abgewimmelt:Der VerweisaufdenRundenTischHeimerziehung

IndiesemletztenKapitelmöchteichder Fragenachgehen,wiedieevangelischen Einrichtungen,indeneninzweibisdreiNachkriegsjahrzehntenGewaltundVerbrechen praktiziertwurden,heute mit ihrerschwarzendiakonischenVergangenheitumgehen. SchließlichhandeltessichbeidenangeführtenHeimenum solcheunterdamalsdiakonischer Trägerschaft(InnereMission).Ichhabemich auf dieAuswahlvonvierEinrichtungen beschränkt.DasÜberfliegenderSeiten„BlicküberdenTellerrand“aufderHomepage zu erkennen,dassetlicheanderediakonischeEinrichtungenebensolcheVerbrechenzu bearbeitenhaben.(1)(2) (3)(4) (5)(6)DasGesamtbildergibt,dassauch dieArtderGewalt in denHeimenidentischwar.SowurdenbeispielsweiseKinderwahrscheinlichin allen Einrichtungenzwangsgefüttert,derFreiheitberaubt,wennsiegegenirgendwelche ungeschriebenenRegeln verstießen,systematischbeleidigt,unzureichendbeschult.Auchdie VerbrechenanjungenMännernundFraueninden „Erziehungsanstalten“glichensich,was

beispielsweisedieAusübungroherGewaltunddasEinsperrenin„Besinnungszellen“betrifft. DarumstehendievierausgesuchtenEinrichtungennichtalsdamalsbesondersgewalttätigam Pranger,sondernstehennurexemplarischfürdiegrößteAnzahlderEinrichtungenunter damaligerdiakonischerTrägerschaft.VieleEinrichtungenhabennochnichtdenDruck erfahren,dernotwendigist,damitsiesichihrerVergangenheitstellen.Auchheutesindviele Opfernochdermaßentraumatisiert,dasssieihrSchweigennichteinmalimFamilienkreis

oderdem Ehepartnergegenüberbrechen.DiesesKapitelsollauchaufzeigen,obundwelche

WiedergutmachungsanstrengungendieeinzelnenEinrichtungenunternehmen.

Unddarumistesschlechtbestellt.ZunächstschickenalleEinrichtungenihre Opferzum

„RundenTischHeimerziehung“(RTH).

InWikipediaverweisendieBodelschwinghschenStiftungen BethelmiteinemLink auf diesenRTH.(7)Im „GeleitwortzurzweitenAuflage“des Buches„EndstationFreistatt“(8) schreibtdieStiftung:„SosinddieErkenntnisseaus‚EndstationFreistatt’innicht unerheblichemTeil auch indie Beratungendes‚RundenTisches Fürsorgeerziehung’der Bundesregierungeingegangen.SiehabeneinenwesentlichenBeitragdazu geleistet,dass mittlerweileeineRegelungzurEntschädigungehemaligerFürsorgezöglingeingreifbarer Nähezuseinscheint.“(9)

„DieEvangelischeStiftungVolmarsteinfordert:AuchbetroffeneBehindertesollenAnträge andenFonds/ dieStiftungdesRundenTischesHeimerziehungstellenkönnen.Die EvangelischeStiftungVolmarsteinbegrüßtdieErgebnissedesRundenTisches

Heimerziehunginden50erund60erJahren,wie sieimAbschlussberichtfestgehalten worden sindunddem PetitionsausschussimJanuar2011übergebenwerden.“(10)Weil unklarist,obEinrichtungenfürbehinderteSchulkinderauchunterdieErziehungshilfeund damit inden ZuständigkeitsbereichdesRTHfallen,schriebStiftungssprecherJürgenDittrich der„FreienArbeitsgruppeJHH2006“:

"DieEvangelischeStiftungVolmarsteinist-wie wirjetzt durchrecherchierte ArchivunterlagendesDiakonischenWerkesderEKDwissen-inderdamaligen Zeit (1950er/60erJahre)auch MitgliedimdamaligenVerbandderErziehungshilfegewesenund somit alsTeil derErziehungshilfeinDeutschlandanerkanntgewesen.Sofindetsichdie EvangelischeStiftungVolmarsteinim‚VerzeichnisEvangelischerErziehungsheime’, SonderheftAusgabeSeptember1953,herausgegebenvomEvangelischenReichs-Erziehungs-

Verbande.V.,unterNummer63undim‚VerzeichnisderErziehungsheimeund SondereinrichtungenfürMinderjährigeinderBundesrepublikDeutschlandundinBerlin’ unterNummer763.SomitwardieEvangelischeStiftungVolmarsteinsowohlanerkannter TeilderErziehungshilfewieauchTeil der Behindertenhilfe.AusdiesemGrundesollten betroffeneHeimkinder,dieimJohanna-Helenen-Heimeingewiesenwaren,ihre Hilfeleistungenim Rahmender LeitliniendesHeimkinderfondsandeno.g.Stellen beantragen."(11)

„DieStiftungkreuznacherdiakonieunterstütztbetroffeneMenschenbeiderAntragstellung andenHeimkinderfonds,denderRundeTisch ‚Heimerziehung’2010angestoßenhatte.“ AllerdingsistselbstdieseUnterstützungaufihrerHomepagekaumzu finden.(12)

AuchVorstandssprecherPfarrerProfessorDr.DierkStarnitzke,DiakonischeStiftung Wittekindshof,verweistaufdenRTH:"AllerdingssinddieErgebnissedesRundenTisches bislangaufdieErziehungshilfebeschränktundnichtausdrücklichfürdieBehindertenhilfe geöffnet.Wirwerdenuns deshalbmit unsererStiftungzusammenmit anderendiakonischen Trägernundauchdem BundesverbandevangelischerBehindertenhilfedafüreinsetzen,dass andenUnterstützungsmaßnahmen,diezurzeitaufgrundderErgebnissedes RundenTisches

beschlossenwerden,auchMenschenteilhabenkönnen,dieinder Behindertenhilfe,alsoauch imWittekindshofgelebthaben.SolcheMenschenwerdenwiraktivdabeiunterstützen,ihre AnliegenundAnsprüchebeidenentsprechendenBeratungsstellengeltendzumachen.Denn es kannnichtsein,dass Menschen,dieinEinrichtungender Behindertenhilfegelebthaben, solcheUnterstützungnichtbeanspruchenkönne,wennsieähnlicheserlebthabenwie andere in derJugendhilfe.IndieserWeisewollenwirunsbewusstalsAnwältefürdie Belangederer einsetzen,dienunwirklichHilfe,beiderVerarbeitungihrerErlebnissenötighaben.Und natürlichwerdenwiruns mit anderendiakonischenTrägerninWestfalenanderErrichtung einesentsprechendenUnterstützungsfondsfinanziellbeteiligen,derzurzeitalsKonsequenz desRundenTischesdemBundestagalsAntragzum Beschlussvorliegt."(13)

Interessantistdienachmeinem EmpfindenpeinlicheAufdringlichkeitdesWittekindshofes undderEvangelischenStiftungVolmarsteinbeiderHilfezur Inanspruchnahmevon Leistungenausdem OpferfondsdesRTH,wobeidieLetztgenanntedarüberinformiertist, dassdie„Freie ArbeitsgruppeJHH2006“diesen Opferfondsrundwegablehnt.

Esist nichtnötig,weitere evangelischeEinrichtungenanzuführen.Alleverweisenaufden RTH.DerDiakonieBundesverbandhatdieMarschrichtungklarvorgegeben:„Der‚Runde TischHeimerziehung’hatinseinem AbschlussberichteinumfangreichesPaketverschiedener Maßnahmenempfohlen,mit denenehemalige BewohnervonwestdeutschenKinder-und Erziehungsheimeninder Nachkriegszeitrehabilitiertundunterstütztwerdensollen.Dazu zähltauchdieEinrichtungeinesFonds,ausdem RentenersatzleistungenundHilfenfür einzelnebetroffenePersonenfinanziertwerdensollen.DieUmsetzungdieserEmpfehlungen, fürdiesichdieDiakonienachdrücklicheinsetzt,stehtnochaus.AnfragenvonPersonen,die mögliche Leistungenausdem geplantenFondsfür ehemaligeHeimkinderanmeldenwollen, könnenvonderDiakoniedeshalbzurZeit nichtbearbeitetwerden.“(14)

SelbstzurArtderOpferentschädigunghatsichderDiakonieBundesverbandklarpositioniert: KeineOpferrente.IhreselbstgestellteFrage„WarumlehnendieKircheneinegenerelle Entschädigungab?“,hatdieDiakonieleitungsobeantwortet:„Bei derdamaligen Heimerziehunghandelteessichnichtum ein ‚Unrechtssystem’:Unrechtwarnicht grundsätzlichbeabsichtigt,dierechtlichenGrundlagenderHeimerziehungstelltenkein Unrechtdar,unddieHeimerziehungzogauchnichtzwangläufigUnrechtfüralleBetroffenen

nachsich.Das wirdauch imEntwurfdesAbschlussberichtsdesRundenTischs,deram10.12. verabschiedetwerdensoll,hervorgehoben.EntsprechendlehntdieDiakonieeinepauschale VerurteilungderHeimerziehungjener Zeit ab.DeshalbsindauchpauschaleLösungenwie ein Entschädigungsfondsfür alle ehemaligenHeimkindernichtangemessen.Sinnvollund angemessenist abereinFondszurUnterstützungvonMenschen,dieheute nochunterihrer Zeit imHeimleiden.“(15)

"GenaudasistdieLinie, lieberHerrJacob“,schriebDierkSchäferzum Verweisaufden RTH,„sicherstvordem RundenTischverstecken,dessenErgebnissenmannichtvorgreifen will,undsichdannunterdem RundenTischversteckenundauf dasverweisen,was aufgetischtwurde.KeinkritischerBlickaufdieErgebnisse,diesindjasehrkommod,kein BlickinsAusland,mirsanmir!“(20)

EinigeEinrichtungenhabenBücherherausgebracht;die BodelschwinghschenStiftungen Bethel dasBuch„EndstationFreistatt“.(8),dieEvangelischenStiftungVolmarstein„Gewalt inderKörperbehindertenhilfe-DasJohanna-Helenen-HeiminVolmarsteinvon1947bis

1967"(16)unddieStiftungWittekindshof„’AlswärenwirzurStrafehier’:Gewalt gegen Menschenmit geistiger Behinderung-derWittekindshofinden1950erund1960erJahren“. (17)

DasBuch„EndstationFreistatt“wurdevomDr.Carlo Burschelrezensiert.(18)Burschelzeigt Mängelauf,unterdenenalleVeröffentlichungenmehroderwenigerleiden.DieOpfer kommen wenigzuWort.Burschelzum Buchüber Freistatt:„GrößtesManko–unddamit

stehtundfälltgrundsätzlichder(öffentliche)WertdieserStudie–ist aber,dassdie

‚ehemaligenFürsorgezöglinge’nichtinselbstverantworteten,unzensiertenBeiträgenzuWort gekommensind.Eineoffeneundernst gemeinteAufarbeitungwäredarannicht vorbeigekommen.Wenn diesedanndochnochindirektzuWortkommen,inderAuswertung sog.‚narrativerInterviews’,darfderHinweisnichtüberlesenwerden,dass dieverschrifteten TextedieserInterviewseinernachträglichenÜberarbeitungunterzogenwurden,unddamit

dasangestrebte‚narrativeElement’inFragegestelltwird.“

EinengroßenTeil dieserBüchernimmtdieAnstaltshistorieein. BurschelsKritikdarüberlässt sichauchaufdieanderen Bücherübertragen:„Dassmanmeintmit einersolchenStudie–die mitgroßerGesteangekündigtwird–bei‚AdamEva’(1899)beginnenzukönnen,um sich dannlangatmigundausführlichmit derVorkriegszeitbeschäftigenzumüssenistnicht nachvollziehbar.“Lesen wirdie„Kurzfassungder Aufsätze“indem Buch „Geschichteund Geschichten-DerWegderRotenburgerWerkeder InnerenMissionvon1945ins21. Jahrhundert“derRotenburgerWerke,soahnenwirbereits,dassdasLeidderOpferim Meer der„GeschichteundGeschichten“versinkt.(19)

AusführlicheMitwirkungsmöglichkeitenanihremBuchhatdieEvangelischeStiftung Volmarstein(ESV)den OpferndesJohanna-Helenen-Heimesindenzweieinhalb Nachkriegsjahrzehnteneingeräumt.Die„FreieArbeitsgruppeJHH2006“konntedie Textentwürfebegutachten,teilweiseinhaltlichkorrigierenundweitere Faktenbeisteuern. Damit,undmit derEntscheidungderESV,jedemBucheineCDmit dem Gesamtinhaltder Homepage Buch GlaubwürdigkeitundVertrauen bei denOpferngewonnen.(16)

KosmetischeVersuche derWiedergutmachung

„TueGutesundrededarüber“.NachdieserMaximedesMarketing-ProfisundBuchautors WalterFischer(21)handelndieRechtsnachfolgerderKinder-,Jugend-,Erziehung-und Behinderteneinrichtungen,indenen ganz klareinUnrechtssystemherrschte,offenbarnicht. DabeiwürdesolcheÖffentlichkeitsarbeitdazubeitragen,den ramponiertenRufder Einrichtung,aber auchderheutigenLeitungsebene,wenigstensansatzweisezu renovieren. Wassprichtdagegen,Wiedergutmachungsversuchein derÖffentlichkeitzudokumentieren unddamit aufzuzeigen:WirhaltenkeineSonntagsreden,wirstammelnnichtnur EntschuldigungenindieZeitungsblöcke,wirleistenunserenBeitragzurEntschädigung? EntwedergibtessolcheBemühungennicht,odersiedürfennichtveröffentlichtwerden,weil dieobersteKirchen-undDiakonieleitungwegendesNachahmungseffektessoviel Öffentlichkeitnichtschätzt.

Verstecktim„Archiv2011“einesOrdensfindetsicheinHinweisauf einen „Ortder ErinnerungundMahnung“.AufeinerSteleausGlassteht geschrieben:"Dort,wodie MenschenwürdeinTrümmernliegt,durchsorgsamesZusammenfügender kleinstenTeiledie Gott-Ebenbildlichkeitwiederherzustellen.WelchschönewennauchschwereAufgabe....Wir erinnernunsandieHeimerziehungder50erund60erJahre.SchuldiggewordenamAuftrag unsererGründerinbittenwirum Vergebung."(22)(23)

Wen?BittensiedieHeimopferoderdieGründerinumVergebung?

Aberauchdies:Hierhandeltessichjaum einenkatholischenOrden.

AndereEinrichtungensollen„Besinnungszellen“imUrzustanderhaltenhaben.Vondirekten WiedergutmachungeninFormvonfinanziellen Leistungenistwenigzu finden.EineFrau, OpferverschiedenerHeime,berichtetaufihrerHomepageüberfinanzielleHilfen,dieihrdas Lebenerträglichermachen.(24)

DieEvangelischeStiftungVolmarsteinübernimmtauchbezüglicherster WiedergutmachungsmaßnahmendieVorreiterrolle.EinneuesKinderheimfür24behinderte Kinderwirdden Namen einesOpferstragen:„Marianne-Behrs-Haus“.(25) Behrshatihre erschütterndenKindheitserinnerungenaufderHomepageder„FreienArbeitsgruppeJHH

2006“,dersieangehört,veröffentlicht.(26)„Die AbsichtderEvangelischenStiftung Volmarstein,einneuesHeiminderNähedesJohanna-Helenen-Heimsnach einem mißhandeltenHeimkindzubenennen,istnachmeinerAnsichtdiehöchsteAnerkennung,die aufdersymbolischenEbenemöglichist.“,schreibtPfarrerDierkSchäferzudieserMeldung. Underfügtan:„NatürlichdarfesnichtbeiderSymbolikbleiben.Aberwereinsohohes Symbolsetzt,wirdsichderErwartungnichtwidersetzenwollen/können,auchdiefinanzielle SeitederRehabilitationangemessenzu regeln.“(27)

Undgeradediese finanzielleSeitederRehabilitationistnochnicht geregelt;eineOpferrente lehntdieEvangelischeStiftungVolmarsteinkategorischab.(28)

Fazit

DasFazit meinerRecherchenist eherdüster.EchteAufarbeitungsbemühungensindnirgends erkennbar.DerDruckderÖffentlichkeitzwangdieEinrichtungenzuStellungnahmen,die wenigüberzeugen.DieEntschuldigungensindunglaubwürdig,weilihnenderWillezur finanziellenWiedergutmachungfehlt.Die DokumentationderVerbrecheninden Hauspostillenist eherdürftigundfindetaufden Homepagesder Institutionennuran verstecktenStellenstatt. Außerdemsinddiese Dokumentationengeschönt.Dietatsächlichen

Leidender KinderundJugendlichensindinihrenvielzuwenigenBlogsoderin

Internetzeitungenzulesen.

MitderArtundWeise,wiedieRechtsnachfolgerderTätermit ihrerInstitutionsgeschichte umgehen,machenauchsiesich,unddiesmalerneut,zuTäternanjenen,dieschonvor40bis

65JahrenOpferwurden.

DieEvangelischeStiftungVolmarsteinverfolgtdierichtigeRichtungaufdem Wegzu einer Versöhnungmit ihrenOpfern.Im „Marianne-Behrs-Haus“wirdeineWand eingerichtet.Auf diesersollenKinderköpfezusehensein.KöpfeohneNamen,aber allesamt OpferdesHauses dreißigMetergegenüber,desJohanna-Helenen-Heims.Aberwerweiß,obnichtbeider nächstenRenovierungdieseErinnerungaufder Wand-andas25-jährigedunkleKapitelder ESV-unterdemFarbrollerdesAnstreichersverschwindet.

Total aufderStreckebleibendieganz stummen,ganz hilflosen,damalsvielzukleinenOpfer, dieSäuglingeinden HeimenderDiakonie.

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Heimkinder,Heimerziehung,EvangelischeKirche,vonBodelschwinghscheAnstalten, EvangelischeStiftungVolmarstein,DiakonischeStiftungWittekindshof,Ordender Dominikanerinnen,RotenburgerWerke,DiakonischesWerk,EvangelischeKirche Deutschlands,DiakoniepräsidentJohannesStockmeier,RatsvorsitzenderNikolausSchneider